Neid ist ein ganz großes Thema in Deutschland - leider!
Ach, für Neid sind wir doch alle anfällig. Der hat es doch u.a. auch deswegen in die Top Seven der Todsünden geschafft, weil er so typisch menschlich ist.
Problematisch ist Neid aber IMO immer mehr für den, der ihn empfindet. Nicht so sehr für den, der beneidet wird: der kann ihn meistens als Zeichen von Unterlegenheit auslegen und je nach persönlichem Gusto freundlich darüber hinwegsehen (stärker) oder in ebendiese Kerbe hauen (schwächer). Dazu gibt's sogar ein Sprichwort: "Toleranz kriegt man geschenkt - Neid muss man sich verdienen".
Ärgerlich sind in erster Linie vorgebliche Sachdebatten, die von Neid angetrieben werden, oder in denen sich ihn eine Partei in populistischer Weise zunutze macht. Da hilft es aber wenig, wenn man über die Beweggründe Bescheid weiß; man muß ja doch in ebenso sachlicher Weise argumentieren, wenn man was bewirken oder verhindern will. Trotzdem fuchst es natürlich, wenn man ganz genau weiß, dass man Teilen der Diskussionsgegner gegenüber auch so zur Erfolglosigkeit verdammt ist, weil es ihnen ja gar nicht um die Sachfrage geht.
Wenn man sich jedoch gar zu sehr ärgern muss bzw. gerade entsprechend drauf ist, kann man sich die Stoßrichtung ausgesprochenen Neides ziemlich fies zunutze machen und ihren Urheber höchst elegant (wie bei Judo oder Aikido) über die Schulter gehen lassen. Ob das klug ist, muß natürlich jeder selber entscheiden...
Dazu muss man sich nur zweierlei in Erinnerung rufen: der Neid ist dem Gegenüber so richtig unangenehm (sonst würde er ihn nicht artikulieren), für Dritte kleidet er ihn jedoch in vorgebliche Sachargumente, damit's keiner merkt. Das klingt dann so: "Warum muss es denn ein Zweieinhalbtonner für eine Person sein?"
Eine freundlich vorgetragene Antwort, die ebenso pseudo-sachlich klingt ("weil ich's mir leisten kann" fiele z.B. nicht in diese Kategorie und degradiert einen leicht selber zum neureichen Proleten), die nur noch offenkundige Neidrepliken zuläßt und von der man weiß, dass sich der Neider nachher noch viel mehr ärgert, hat hier immense Sprengkraft. "Weil ich meine Reitpferde nicht mit einem normalen PKW ziehen kann und sich die Benutzung meines Pferdetransporters nur bei Auslandsturnieren rechnet" hat da z.B. mal einer nicht wirklich von Umweltsorgen motivierten Dame buchstäblich die Kinnlade runterfallen und sie nach Luft schnappen lassen: wohl wissend, dass die Zuhörer dies als völlig vernünftiges Argument wahrnehmen, sie selber dagegen nichts mehr antworten kann, ohne das wahre Motiv, nämlich den Neid auf die Gesamtsituation, zuzugeben.
Ich sag's aber noch mal in aller Deutlichkeit: das sind, obwohl nur verbal, ziemlich deftige Konter. Man sollte sich schon gut überlegen, ob Dergleichen notwendig bzw. angemessen ist, und ob man einen derartigen Overkill wirklich nötig hat. Denn der Triumph ist immer ein ganz kurzer; mit einiger Wahrscheinlichkeit schafft man damit hingegen oft ausgesprochen langlebige Feindschaften.