Hallo in die Runde!
So, nun haben wir ihn also abgeholt, den Touareg.
Groß, schwarz, stark, erhaben und angenehm - nach meinem Gefühl.
Wer konnte das denn schon ahnen mit unserer Vorgeschichte zu diesem Auto?
Also Zeitsprung zurück zum Anfang des Jahrtausends:
Als Dienstleister im Bereich visuelle Kommunikation habe ich viel für den Volkswagen
Konzern in den letzten 25 Jahren gearbeitet. Grafiken, Bilder und Filme für die
verschiedensten Abteilungen, mal für intern Gebrauch, mal für externe Darstellungen.
Unter anderem einige Filme (3D-Animationen) für die Autostadt: „how things works”.
Dabei war auch ein Film über den Allradantrieb des Touareg und wie er funktioniert.
Lang ist´s her und war bis dato mein einziger Kontakt zu diesem Auto.
Mein Gefühl zum Touareg war eher: ein Auto was eigentlich so keiner richtig braucht,
es sei denn man hat Pferde oder einen Bauernhof mit Einzellage ohne befestigte Straße
dorthin, man wohnt im Gebirge, o.ä.
Da wir vor kurzem aufs Land gezogen sind -wenn mir das einer vor 20 Jahren gesagt hätte-
wollten wir uns automobil verändern. Bisher waren es immer Stadtflitzer und Kombis, jetzt
sollte es etwas höheres und mit Allradantrieb werden.
Also Tiguan oder Yeti – dachte ich
Dur die vielen Kontakte ins Werk, brachte uns dann jemand auf den Trichter: Tiguan?
dann doch gleich lieber Touareg! Nimmt sich nicht viel (Preis, Verbrauch,...), ist aber das
bessere Auto. Ok, warum nicht? Ansehen können wir ja mal.
Unsere Strategie war: ein Auto zw. 15k und 20k zu finden.
Wenn 15k dann nehmen wir 5k in die Hand und lassen bei unserem Lieblingsschrauber
instandsetzen oder eben 20k und alles ist schon so wie wir es wollen und durchrepariert.
Die üblichen Verdächtigen wurden unser Begleiter für die nächsten Wochen, Mobile & Co
und stiller Mitleser hier im Forum. Da es aber viele Menschen gibt, die es einfach nicht
schaffen, eine vernünftige Checkliste bei Mobile & Co anzulegen oder anzuklicken was denn
der zu verkaufende Wagen alles hat (oder auch nicht!) verlegten wir uns darauf, die
Recherche mehr nach den Bildern der Autos auszurichten.
Was habe ich davon, wenn ich Leder will, der Inserent aber keine Angaben zur Innen-
austattung gemacht hat? Richtig, ich muss mir die Bilder ansehen. Ebenso z.B. bei elektrischen
Sitzen... ich weiß nicht mehr wie viele Anzeigen ich gesehen habe, wie viele Telefonate
ich geführt habe um zu erfahren: nein, Memory hat er nicht, aber elektrische Sitze
(mit drei kleinen Knöpfen, wozu die sind kann ich aber nicht sagen), ahhhhja
Ihr seht schon, wir hatten bestimmte Wünsche die erfüllt werden sollten:
E-Sitz mit Memory, E-Heckklappe, Leder, Navi RNS510, Schiebedach (ja, wir rauchen )
und ein paar Sachen mehr.
Halt, erstmal sehen wie sich so ein Auto eigentlich fährt. Also Probefahrt bei einem
Händler in der Nähe vereinbart. Der Wagen hatte nicht alle Extras die wir wollten, aber
sah gut aus, war gepflegt und lag im Rahmen. Die Fahrt wurde dann als sehr angenehm
empfunden. Gut, nun also noch eine weitere Fahrt, diesmal aber bitte mit Luftfahrwerk.
Wow, noch besser!
Nun standen alle Kriterien fest.
Wie das manchmal so ist, steht genau so ein Fahrzeug fast ums Eck mit fast allen Extras zum
Verkauf. Termin gemacht, gefreut wie Bolle, rote Nummern dran und los kanns gehen.
Erstmal ansehen von innen. Hm, was war das? An den Nähten der hinteren Sitze sah
man deutlich Spuren von Schimmel. Auch auf dem Teppich zw. B-Säule und Beifahrersitz
war Schimmel zu sehen. Ok, hat also der Aufbereiter ordentlich mit Feuchtigkeit gearbeitet
und anschließend den Wagen zu gemacht und in die Sonne gestellt. Kann man ja zum
Preisdrücken verwenden....
Ich saß bereits auf dem Fahrersitz, als meine Frau einstieg. Sie zieht den Gurt heraus,
ein gellender Aufschrei und wie ein geölter Blitz ist meine Frau wieder draussen.
Der Beifahrergurt war komplett mit Schimmel überzogen! So was habe ich noch nie
gesehen, das war wirklich grenzwertig! Das Auto war gestorben. Der Verkäufer meinte,
das der Wagen von einer Frau gefahren worden ist, die zwei kleine Kinder hatte und
dabei wohl der eine oder andere Keks/Banane/Cola im Fahrzeug verteilt wurde.
Ahja.
Neues Fahrzeug, neues Glück.
Diesmal 350km entfernt. Grau mit Siouxrot, klasse! Eigentlich wieder alles dabei
was wir wollten, Leder, Luft, E-Sitze, u.a., korrekter Preis, sympathischer Verkäufer.
Wie bei fast allen unseren Besichtigungen hatten wir bei Petrus schönes Wetter
bestellt, so auch diesmal. Angekommen, nett empfangen, kurze Worte über das
Fahrzeug gewechselt, Abfahrt mit dem Touareg. Hach, klasse, einfach klasse.
Dann auf einem Feldweg anhalten um das Auto näher zu begutachten. Alles ist
ok, alles funktioniert. Bis auf die Luftfederung. Hm, komisch, kein Hochpumpen,
kein Absenken, nix. Ok, also kaputt. Der Rest war schon durchrepariert und
in gutem Zustand.
Rückfahrt zum Besitzer.
„Na, alles ok? Gut gefahren? Erstmal einen Kaffee?”, „Ja, gern!". Also alle ins Haus.
„Ja, wir, würden den Wagen gern kaufen, aber die Luftfederung ist defekt”.
„Luftfederung? Hat der Wagen gar nicht”,
„??? Öhm, doch, aber sie geht nicht”,
„Ach, Sie meinen den Knopf rechts? Nee, der ist nur ein Dummy, hat der Vorbesitzer
eingebaut. Das Loch dort hat ihn gestört.”
Boing. Auto gestorben.
Nächster Wagen, Dunkelgrün mit Vanilleleder (Favorit meiner Frau).
„Besichtigung und Probefahrt nur mit telefonischer Terminabsprache”, ok, klingt
gut, Bilder gut, Hof des Händlers aufgeräumt, hat andere hochwertige Autos dort stehen.
„Ah, Sie wollen den Touareg, ja, ein sehr schönes Auto, sehr gepflegt, Scheckheft, gerade
reingekommen.”
Ihr könnt es Euch nicht vorstellen. Die helle Innenausstattung total verranzt, Brandlöcher
im Himmel, Fahrersitz total brüchig (da muss nur ein wenig Lederfett drauf....) und
der Hammer war ein wie von Mäusen angefressener Teppich im Kofferraum.
„Ja, der Vorbesitzer hatte wohl einen Hund, aber das bekommt man wieder hin,
man kann aber auch einen Teppich drüber legen”.
Ok, die Heckklappe ging dann auch fast nur bis zur Hälfte hoch, den Rest musste man
dann mit Muskelkraft stemmen. Was, nach Aussage eines VW-Mitarbeiters, besonders
gut für die Hydraulik ist auf Dauer....
Langsam wurde unsere Auswahl dünner
Hamburg, wieder grau mit rostroten Sitzen. Seeeeeehr gepflegt, alles tip-top.
Gut, also auf nach Hamburg. Also unter sehr gepflegt stelle ich mir etwas ganz
anderes vor, als die meisten Autohändler, definitiv. Löcher in der Verkleidung,
Schrammen im Kunststoff von Beladefehlern, Grünspan im Schiebedach, Lackstift-
Reparaturen rund ums Auto, Leder brüchig....nee, so wollten wir den Start in das
Leben mit dem Touareg nicht beginnen.
Aber da war noch einer im Ruhrgebiet. Schwarz/grau. Eigentlich nicht unser Favorit.
Egal, wir sind schon so viel gefahren, da kommt es auf weitere 700km nicht an.
Zur Not kaufen wir einen Yeti/Tiguan eben neu.
Der war es. Der Aufbereitet hatte einen guten Job gemacht, der Lack war gut,
die Technik durchrepariert, das Gesamterscheinungsbild adäquat! Und ein
gestempeltes Scheckheft hatte er auch noch. Probefahrt genutzt um beim Freundlichen
den Wagen prüfen zu lassen. Alles ok, nur die Bremsen hinten und die Abgasklappen
könnten gemacht werden.
Das hörte sich gut an. Damit war dann der Preis auch verhandelbar. Wir wurden uns
einig und gestern haben wir ihn dann abgeholt.
Ich denke ich habe die ganze Nacht mit einem Grinsen im Bett verbracht
Bilder folgen....
Gruß Alexander