Mit dem Panamera erweitert Porsche das Angebot für Familien. Das Sportcoupé mit vier Türen bietet viel Platz für Gepäck
Die Folgen der Entscheidung ahnt Porsche-Chef Wendelin Wiedeking schon heute: "Wir werden noch weniger Freunde in der Branche haben."
Nachdem schon seit wenigstens einem Jahr darüber spekuliert wurde, ob und wann Porsche eine vierte Baureihe nach 911, Boxster und Cayenne baut, gab Wiedeking am vergangenen Mittwoch bekannt, daß ab 2009 ein viertüriges Sportcoupé das Angebot von Porsche erweitern soll. Eine Überraschung ist der Entschluß nicht (Die "Welt am Sonntag" berichtete zuletzt am 22. Mai über die Pläne). Sogar der Name "Panamera", der vom Langstreckenrennen "Carrera Panamericana" abgeleitet ist, war bereits bekannt.
Hintergrund der Expansion ist, daß Porsche nur mit einem weiteren Fahrzeug den Aufwärtstrend der zurückliegenden Jahre fortsetzen kann. Weitere Fahrzeuge auf der Plattform des neuen Coupés sind sicher denkbar. Der Hersteller gilt seit der Einführung des zusammen mit dem VW Touareg entwickelten Geländewagens Cayenne als profitabelster weltweit.
Wem Porsche mit dem neuen Auto neue Konkurrenz macht, ist allein schon an der äußeren Form des Viertürers ablesbar. Mercedes mit dem sehr erfolgreich gestarteten viertürigen Coupé CLS, Maserati mit dem Quattroporte und Bentley mit dem Continental Flying Spur besetzen gegenwärtig die Nische, in die nun auch Porsche strebt. Mit einem Gepäckraum von 450 Litern und vier Sitzplätzen soll der Panamera neue Käufergruppen ansprechen, selbst wohlhabende Familien kommen nun als Zielgruppe in Frage.
Der Motor des Gran Turismo, der wie die genannten Mitbewerber auf besonders sportliches Reisen ausgerichtet ist, wird in der Frontpartie eingebaut. Den Panamera wird es sowohl mit Heck- als auch als Allradantrieb geben. Angetrieben wird der Viersitzer von Motoren, die in bereits bestehenden Baureihen ihre Arbeit verrichten. Das werden voraussichtlich der V10-Motor aus dem Carrera GT und der V8-Motor aus dem Cayenne sein. "Mit diesem Sportcoupé werden wir ein attraktives Angebot in der Oberklasse machen", sagt Wiedeking. Mit Preisen ab 70 000 Euro müssen Interessenten rechnen. Die Investition soll nach Angaben von Porsche eine Milliarde Euro betragen.
Dieses Mal will Porsche, im Gegensatz zur Kooperation mit VW beim Cayenne, den Betrag allein aufbringen. Ausreichen dürften die eigenen Ressourcen jedoch kaum. Ein Komponentenaustausch mit VW, etwa für die angedachte Baureihe zwischen Passat und Phaeton, könnte in den Planungen eine Rolle spielen.
Gebaut wird der neue Porsche wohl in Leipzig. Eine Produktion in den USA, dem Hauptmarkt von Porsche, wie von Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule in Gelsenkirchen ins Gespräch gebracht, ist nicht vorgesehen. Wiedeking will am Label "Made in Germany" festhalten.
Bereits bis zur Einführung 2009 will Porsche aber den Absatz auf über 100 000 Fahrzeuge pro Jahr steigern. Mit dem Panamera dürfte der Hersteller dann neue, noch höher gesteckte Ziele ins Visier nehmen.