Hallo zusammen,
hier mein Reisebericht, der wieder zuerst hier im Forum veröffentlicht und demnächst auch in der Viernheimer Lokalpresse erscheinen wird:
Offroad - Reise im VW Touareg durch die Pommersche Seenplatte und Herbstwälder
Die Internationalen Touareg-Freunde e.V. veranstalten zusammen mit dem Internet Forum jedes Jahr auch verschiedene Ausfahrten und Treffen. Im letzten Herbst ging es für zehn Geländewagen nach Polen in die Region um Szczecinek, dem früheren Neustettin.
Wegen der doch recht langen Anreise, haben sich die Teilnehmer zu kleinen Gruppen verabredet. So fÄhrt der Viernheimer Geländewagen ab Frankfurt gemeinsam mit zwei Touareg bis nördlich von Berlin, wo sie am Abend bei einem verabredeten Zwischenstopp mit Übernachtung auf drei weiter teilnehmende Wagen aus dem Ruhrgebiet treffen. Hier in der Nordwestuckermark bekommen die Reisenden einen ersten Eindruck von der Landschaft, die sie in den nächsten Tagen immer wieder beeindrucken wird. Auch hier in Brandenburg gibt es viele Seen mit Wäldern und weitläufige Hügellandschaften.
Nach einem gemütlichen Abendessen und einer geruhsamen Nacht brechen die nun sechs Fahrzeuge Richtung Pommelen und dessen Grenzübergang nach Polen auf. Immer wieder wird der Konvoi von Zaungästen bestaunt und auch die Zöllner auf beiden Seiten der Grenze staunen nicht schlecht, denn inzwischen hat sich die Gruppe mit weiteren drei Geländewagen an der ersten polnischen Tankstelle vereint, wo der Treibstoff einige Cent günstiger als in Deutschland ist und deswegen alle Teilnehmer nachtanken. Nach einer kurzen Begrüßung geht es weiter zum Treffpunkt mit den Co-Veranstaltern „Camp4Fun, zwei Instruktoren aus Deutschland und eine Truppe aus Neustettin. Diese betreiben eine Firma, die sich auf Offroad-Reisen in der Region spezialisiert hat und auch ein Hotel ihr Eigen nennen. Wenige Kilometer hinter der Grenze haben die Offroad-Spezialisten ein Lager mit Wohnwagen und Sitzgelegenheiten errichtet, wo sich alle Teilnehmer erst einmal stärken können. Inzwischen trifft auch der letzte der Touareg-Freunde mit seinem VW ein, so dass nach einer Stunde Aufenthalt sich der ganze Trupp auf den Weg zum Zielort macht. Es liegen 200 km gut ausgebauter Landstrasse vor ihnen und da das Wetter sonnig und trocken ist, kommt der Konvoi gut voran.
Es geht immer Richtung Osten, vorbei an Stettin über die Überlandstrasse 20 durch kleinere Ortschaften und wunderschöne Wälder. Nach 90 min wird die Gruppe in ein kleines Waldstück geführt, wo an einem See die schöne Aussicht und gute Luft genossen werden kann. Irgendwie hat man den Eindruck, dass man hier nur eine Pause eingelegt hat, weil etwas besonderes auf die Reisenden wartet: nach wenigen Minuten erreicht die Gruppe mit ihren Fahrzeugen ein altes Fort aus dem Mittelalter, wo sie von kostümierten Einheimischen begrüßt und anschließend auch verpflegt werden. Zuerst gibt es eine Kartoffelsuppe im Brotteig, danach leckeres Fleisch mit verschiedenem Gemüse, dazu wird eine Art Malzbier gereicht. Inzwischen hat es leider begonnen zu regnen, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Weiter geht es auf der Landstraße, bis nach ca. 50 km Neustettin erreicht wird. Diese im 14. Jahrhundert gegründete Stadt liegt verkehrsgünstig an verschiedenen Fernstrassen, die das Land durchziehen und sich hier kreuzen. Sie liegt an den beiden großen Streitzig- und Wilmsee und damit im Zentrum der Draheimer Seenplatte. Die ca. 43.000 Einwohner leben von wenig Industrie und dem Tourismus, welcher vor allem durch Wassersport und Radwandern geprägt ist. Die Freunde steigen mit ihren Fahrzeugen im Hotel „Resiedence“ ab, wo ihnen ein herzlicher Empfang im Familienbetrieb geboten wird. Das Haus ist komplett umzäunt und es patrouillieren in der Nacht einige scharfe Hunde auf dem Parkplatz, damit niemand sich um die Sicherheit für Mensch und Maschine sorgen muss. Die Zimmer sind großzügig mit Duschbad und Fernseher ausgestattet und die Reisenden freuen sich nach einem guten Abendessen auf ihre Nachtruhe, denn der Tag war mit der teilweise sehr langen Anreise doch anstrengend.
Am Morgen erwartet alle Teilnehmer eine große Überraschung: da es in den nächsten beiden Tage vermehrt durch enge Waldpassagen geht, haben die freundlichen Helfer aus Polen alle Geländewagen über Nacht mit weißer Lackschutzfolie überzogen. Ein ungewöhnlicher Anblick zwar, aber so können Äste und Steinschläge der Außenhaut nichts mehr anhaben. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem Fahrer-Briefing geht es zuerst wenige Kilometer in einen stillgelegten Steinbruch, wo das Fahren auf sandigem Untergrund durch verschiedene Gräben und über Plateaus geübt werden kann. Auch das Abschleppen von einzelnen Teilnehmern wird immer wieder geprobt, wobei meistens gegenseitige Hilfe mit Bergegurten ausreicht. Alles findet unter den Augen der Instruktoren hellen Anklang und kein Teilnehmer hat wirkliche Probleme, die meisten sind inzwischen erfahrene Offroader. Nach einem zweiten Frühstück fahren alle 10 VW Touareg unter Führung eines erfahrenen Guides in ein Waldstück, welches über schmale Wege durchfahren werden soll. Dazu haben die Veranstalter die Genehmigung des ortsansässigen Försters eingeholt, welcher die Gruppe auch begleitet. Schon nach wenigen Metern muss der Konvoi stoppen, da die starken Regenfälle der letzten Tage die Wege sehr aufgeweicht haben und einige Bäume die Bahn versperren. Auch hat sich zu allem Überfluss das erste Fahrzeug festgefahren, so dass Manpower angesagt ist. Mit einer Motorsäge wird eine neue Umfahrung geschaffen und die abgeschnittenen Äste dienen als Unterlage auf dem weichen Untergrund. Hierbei hilft auch die technische Ausstattung der SUV mit Sperren , passender Bereifung, Sandbleche und Schaufeln dass alle diese Hürde meistern. Weiter geht es durch schlammiges Terrain über Wiesen an einen der für diese Landschaft typischen Seen und alle freuen sich über ein leckeres Mittagessen aus der Gulaschkanone. Einen atemberaubenden Anblick bietet um diese Jahreszeit das bunt gefärbte Laub, es leuchtet in allen erdenklichen Tönen. Die Zeit vergeht wie im Flug und nach einer Kaffeepause mit Kuchen geht es zurück Richtung Neustettin. Bevor die Fahrzeuge wieder auf dem sicheren Hotelparkplatz abgestellt werden, wird noch mal an einer Tankstelle nachgetankt, Reifendruck und alle Flüssigkeitsstände überprüft. Zum Abendessen genießen alle Reisenden diesmal Gurkensuppe, geräucherte Forelle und Dessert. Die landestypische Küche ist einfach, aber sehr schmackhaft.
Auch der dritte Tag steht im Zeichen der farbenfrohen Walddurchfahrten und so startet man bei leicht frostigen Temperaturen bei Sonnenschein. Durch einen kleinen Regenschauer haben die Freunde einen tollen Blick auf einen Regenbogen am Horizont, welcher wenig später praktisch durchfahren wird. Die heutigen Wege durch den Wald bieten einige Hindernisse, da sie teilweise wieder sehr eng und matschig sind. Auch einige Wasserdurchfahrten erwarten die Geländewagen. In der Regel werden die extra mitgeführten Quad vorausgeschickt, um die richtigen Strecken zu erkunden. Nach einem kurzen Zwischenstopp soll die gesamte Truppe durch schweres Gelände geführt werden. Da das Fahrzeug der Reiseleitung mit besonders grobstolliger M/T Reifen ausgerüstet ist, macht dieses den Anfang. Trotz aller Erfahrung des Fahrers steckt dieser nach kurzer Zeit fest und nur durch tatkräftige Mithilfe aller Teilnehmer und eines Touareg kommt dieses wieder frei. Um kein weiteres Risiko einzugehen, sucht die Gruppe eine Umfahrung. Vorbei an einem großen Wasserkraftwerk wird das Mittagessen wieder an einem der wunderschönen Seen eingenommen, die polnischen Begleiter haben wie gewohnt ein leckeres Essen gezaubert. Am Nachmittag erwartet die Gruppe ein nächstes Highlight, es wird ein schmaler und sehr steiler Hohlweg bergab befahren. Hierbei wird allergrößte Konzentration von Fahrer und Beifahrer verlangt, den es geht hier um einige Zentimeter Platz zwischen den Reifen und dem angrenzenden Felsen und Ästen. Trotz aller Vorsicht erwischt es einen Touareg: Plattfuss. Aber kein Problem, es sind genügend Ersatzräder dabei und das sollte der einzige Defekt auf der ganzen Tour bleiben. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit wird noch auf einem kleinen Viadukt für ein Gruppenfoto pausiert, aber der einsetzende Regen behindert diese Vorhaben. Da alle noch genügend Diesel für den nächsten Tag haben geht der Weg direkt ins Hotel. Heute sitzen die meisten nach dem Abendessen noch lange gemütlich bei Zigarre und Bier beisammen und lassen die bisherigen Erlebnisse Revue passieren.
Der letzte Tag sollte für alle Teilnehmer zu einem besonderen Erlebnis werden: nach dem üblichen Frühstück und Briefing geht es an diesem Sonntag auf einen Truppenübungsplatz, der normalerweise natürlich für Publikumsverkehr gesperrt ist. Doch dank der guten Kontakte des polnischen Mitveranstalters zu den Ministerien für Tourismus und Militär darf die gesamte Gruppe unter strenger Aufsicht mit ihren Touareg das Gelände befahren. Zum Aufwärmen werden verschiedene Parcours abgesteckt und bei einem Trial-Wettbewerb können die Freunde ihr Geschick im Umgang mit dem Geländewagen unter Beweis stellen. Es wird dabei in hügeligem Terrain durch eng gesteckte Tore manövriert, ohne dabei diese zu berühren. Zurücksetzen oder Aussteigen ist auch nicht gestattet, die besten Teilnehmer sollen am Abend noch prämiert werden. Zwischenzeitlich hatten die Teams auch noch die Gelegenheit, in einem weitläufigen Sandgebiet, das spezielle Fahren auf diesem Untergrund zu erleben. Immer wieder kommt es dabei zu kleineren Zwischenfällen, wobei es sich hierbei nur um das Festfahren in den Dünen handelt. Allerdings schaffen es die Wenigsten, sich dabei alleine wieder zu befreien, sondern müssen von ein oder gar zwei Begleitwagen wieder frei gezogen werden. Das Mittagessen bieten heute auch eine Besonderheit: auf einem Reiterhof werden die Reisenden von einer Trachtengruppe mit Sängern und Musikern beim Essen unterhalten. Wie so oft, kann man dabei die Freundlichkeit der Einheimischen spüren. Am Nachmittag ist dann freies Fahren durch verschiedenste Geländeformen angesagt. Es geht noch einmal durch verschieden Waldstücke, Wiesen und über Sandpassagen. Die Teilnehmer lassen sich kaum bremsen, erst als die Sonne untergeht, geht es ein letztes Mal zurück zum Familienhotel in Neustettin, aber der Tag sollte noch nicht zu Ende sein.
Nach einer kurzen Verschnaufpause werden die Reisenden zu einem kleinen Fußmarsch gebeten. Die Gruppe erreicht nach wenigen Minuten einen Steg am Streitzigsee, wo der Vergnügungsdampfer „Bayern“ auf sie wartet. Nachdem die Reisenden alle Platz gefunden haben, werden während das Schiff ablegt, kleine Häppchen und Alkoholisches gereicht. Als dann die Siegerehrung für den heutigen Trial-Wettbewerb ansteht, steigt die Stimmung der Teilnehmer auf den Siedepunkt. Da die beiden Erstplatzierten punktgleich sind, dürfen diese die Rangfolge auswürfeln und bekommen dann ihre Pokale. Des Weiteren erhalten alle Freunde noch Urkunden, mehrere DVD mit Foto- und Filmmaterial und ein Poster als Erinnerung. Nach einer Stunde legt das Boot wieder an und es geht zurück ins Hotel, wo wieder ein leckeres Abendessen wartet. Diesmal gibt es Hühnersuppe, Kohlrouladen und Kuchen. Lange sitzt die Gruppe noch zusammen, um das Erlebte der letzten Tage Revue passieren zu lassen, während die Helfer die Lackschutzfolie und den gröbsten Schmutz von den Fahrzeugen entfernen. Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen, nach einer herzlichen Verabschiedung geht es wieder Richtung Stettin auf der Überlandstrasse 20 und kurz vor dem Grenzübertritt nach Deutschland wird noch einmal Treibstoff gefasst. Danach treten alle Touareg-Freunde einzeln oder in kleinen Fahrgemeinschaften die weite Heimreise an und werden noch viele Tage und Wochen von dieser erlebnisreichen Tour zehren.
Grüße von Stephan