Rauchverbot in Deutschland

  • Im Grunde wundere ich mich (und ich habe das weiter oben schon mal in anderer Form geschrieben), dass es eines separaten Gesetzes bedarf, Rauchen, wie nun in der Diskussion, zu verbieten.

    Wenn ich mich mit einer Dose Insektenvernichter in eine Kneipe setze und in regelmäßigen, kurzen Abständen meine komplette Umgebung einsprühe (ich find’s immer so ungemütlich, wenn irgendwelche Fliegen rumschwirren), würde ich vermutlich in kürzester Zeit rausgeschmissen werden und hätte vielleicht sogar eine Anzeige wegen Körperverletzung am Hals. Ich glaube kaum, dass jemand allen ernstes Zweifel daran hätte, dass ein Rausschmiss/Anzeige gerechtfertigt wäre.

    Rauchen ist schädlich, passiv wie aktiv, das wird sogar auf den Packungen von offizieller Seite bestätigt, warum es dann ein separates Gesetz braucht, um dieser Schädigung von Mitmenschen ein Ende zu setze, verstehe ich nicht.

    Gruß,

    Frank


  • ...
    Nein, der Erfolg des Gesetzes begründet sich genauso wie der vieler anderer: eine Mehrheit, die etwas nicht tut, braucht oder geniesst, verbietet dies einer anders orientierten Minderheit, statt einfach mal einen Schritt zur Seite zu gehen und das metaphorische Auge zuzudrücken. Das mag zwar am Ende eines Abwägungsprozesses stehen und im Fall Rauchverbot gar die richtige Entscheidung darstellen, krankt aber nichtsdestotrotz an einer sozusagen prinzipbedingten Schwäche: steht erst mal der Beschluß, wird er zu einem unpersönlichen, quasi mechanischen Ersatz für künftige Diskussionen, Bewertungen und ganz nebenbei auch Toleranz.
    ..




    Dies stimmt so nicht. Es sind ganz klar wirtschaftliche Hintergründe, die die Länder sowie die EU bewegt haben über ein Rauchergesetz nachzudenken und auch früher oder später europaweit einzuführen. Es geht überhaupt nicht darum eine Minderheit zu bestrafen (die bestrafen sich ja schon selbst:zwinker: ) sondern darum nacktes Geld einzusparen, da Raucher die Krankenkassen schwer belasten.

    MfG

    Marc

  • Dies stimmt so nicht. Es sind ganz klar wirtschaftliche Hintergründe, die die Länder sowie die EU bewegt haben über ein Rauchergesetz nachzudenken und auch früher oder später europaweit einzuführen.

    Ok, zugegeben. Aber auch wenn ich möglicherweise das gespenst des Massendiktats hier zu Unrecht ausgemacht habe, bitte ich darum, die darauf bezogenen Bedenken ernst zu nehmen, statt ihren HIntergrund wegen ihrer eventuellen Nichtanwendbarkeit im konkreten Fall eventuell zu verharmlosen.

  • Sehe ich genauso. Ich fühle mich zwar von der Debatte persönlich in keiner Weise betroffen; ich bin Nichtraucher
    (...)
    Das Beispiel ist exotisch und von geringer Relevanz, aber es lehrt das Wesentliche: wenn jemand ein Verbot fordert, ist seine persönliche Motivlage wie auch die prinzipielle Frage "cui bono" gerade dann besonders kritisch zu durchleuchten, wenn die ganz positiv besetzten Begriffe, vor allem der Schutz vor irgendwas, ins Spiel kommen. Und zwar sofort und aufmerksam. Nach einem leichtsinnig oder uninteressiert in Kauf genommenen Verbot mehr ist es dafür zu spät, dann greifen Automatismen - und um uns herum ist es wieder ein wenig unfreier geworden...


    Hallo Stefan,

    wie immer von dir ein sehr gut formulierter und argumentativ vorgetragener Beitrag. Allerdings kann ich dir diesmal nicht zustimmen, da es prinzipiell hier nicht um das Verbot von etwas geht. Das mögen zwar die Raucher bzw. die Gegner eines Rauchverbots anders sehen. Aber Fakt ist, dass es hier um den Schutz von Bürgern geht. Schon der einzelne Bürger hat ein Grundrecht darauf vor Gefahren geschützt zu werden. Diese Praxis wird seit Jahrzehnten in vielen Bereichen des täglich Lebens so gepflegt. Der Einzelne wird notfalls der gesamten Allgemeinheit gegenübergestellt und darf nicht im Sinne der Allgemeinheit benachteiligt werden.

    Wenn wir von Nichtrauchern sprechen, dann sprechen wir nicht von Einzelnen, sondern sogar von vielen vielen Millionen Menschen. Diese Menschen haben nun mal ein Grundrecht darauf, dass sie vor Gefahren geschützt werden. Dass vom Passivrauchen eine sogar erhebliche Gefahr für jeden Einzelnen ausgeht, wird niemand bestreiten. Das Anrecht auf Schutz, welches schon im Grundgesetz verankert ist, wird seit vielen Jahrhunderten durch Obrigkeiten erlassen und überwacht. Die Erlasse kennt man in Form von Gesetzen, welche üblicherweise Gebote und Richtlinien enthalten. Im Einzelfall ist nun der Schutz nicht durch Gebote und Erlasse möglich und der Schutz kann nicht gewährleistet werden, ohne dass Verbote ausgesprochen werden. Ein Verbot ist sicher immer nur der letzte Schritt, wenn Gebote und Erlasse auf der einen Seite und der gesunde Menschenverstand im Umgang miteinander ihren Zweck nicht erfüllen.

    Somit kann ich deine gebrachten Beispiele und Querverbindungen allgemein zum Thema Verbote in Verbindung mit dem hier diskutierten Nichtraucherschutz nicht nachvollziehen. In erster Linie geht es um den Nichtraucherschutz und nicht um Verbote. Wenn sich der Schutz nicht anders erzielen lässt, dann müssen halt Verbote als Mittel zum Zweck eingesetzt werden.

    Gegner des Nichtraucherschutzes mögen argumentieren, dass auch Raucher Grundrechte haben, z.B. auf den beliebigen Genuß einer Zigarette, wann immer sie wollen. Dieses Argument zählt nicht mehr, da dieses Grundrecht ja ausgeübt werden kann, ohne die Grundrechte von anderen zu schädigen, z.B. in dem man einen Raum/Geststätte/Schankraum kurzzeitig für den Genuß der Zigarette verlässt. So sind alle Bedürfnisse und Rechte sehr einfach zu kombinieren. Hätte dies in der Vergangenheit funktioniert, dann bräuchten wir auch keine Verbote.

    gruß
    Heinz

  • Allerdings kann ich dir diesmal nicht zustimmen, da es prinzipiell hier nicht um das Verbot von etwas geht. Das mögen zwar die Raucher bzw. die Gegner eines Rauchverbots anders sehen. Aber Fakt ist, dass es hier um den Schutz von Bürgern geht.

    Hallo Heinz,

    schön formuliert. Ich hatte ja schon zugegeben, dass meine Assoziation des Rauchverbot (mit dem ich wie gesagt sowieso kein Problem habe) mit der Betrachtung ignoranzgestützter Verbote - zu der stehe ich allerdings weiterhin ohne Abstriche - eher unglücklich war; das hast Du nun auch klar auf den Punkt gebracht.

  • Zitat n-tv:.....

    Die Bundesregierung will unerlaubtes Rauchen laut "Süddeutscher Zeitung" in öffentlichen Verkehrsmitteln, Einrichtungen des Bundes und Bahnhöfen künftig mit Bußgeldern zwischen fünf und 1000 Euro bestrafen. Das sehe der "Gesetzentwurf zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens" vor, den das Kabinett nächsten Mittwoch verabschieden wolle. Die Höhe richte sich nach dem Ordnungswidrigkeiten-Gesetz. .......


    Deutlicher geht es wohl nicht: in der Sache noch keine Einigung, wenn es aber ums Geld geht, dann findet man in Berlin schnell einen gemeinsamen Nenner.
    Schließlich muß man den evtl. auftretenden Steuerausfall kompensieren, wenn weniger geraucht wird. Und das selbe passiert mit den deutschen Autofahrern, egal wie wenig er verbraucht, 9 Mrd Euro Steuereinnahmen sind schon verplant.........aber das gehört zu einem anderen Thema.

    Gruß,

    Thomas

  • Das ist richtig und auch gut so.
    Bezüglich der Strafen unterstütz ich dieses auch.
    Je höher desto besser, ansonsten funktioniert es einfach nicht.
    (Beste Beispiel beim Fahren telefonieren und dann 20€ zaheln. Das ist doch nur lachhaft.)

    Aber wenn man wirklich vor den Gefahren des Passivrauchens schützen wollen würde, dann müsste es auch in Restaurants, Bars, Clubs etc. verboten werden, oder?

  • Das ist nun auch wieder typisch Deutsch! eine saftige Strafe muss halt her (nur nicht fuer Gewaltverbrecher und Kindesschaender).

    Hier bei uns ist es ja, wie schon oft gesagt, seit Mitte der 80iger streng verboten zu rauchen, aber oh wunder, es gibt kein Strafmass fuer das uebertreten dieses Verbotes, und doch werden kaum Uebertretungen gemacht! Ist das nicht unglaublich, keine Strafe un doch halten die leute sich dran? Hier wird das zwischenmenschlich gemacht, Verletzer werden aus der Lokalitaet verwiesen, und da sit es auh schon. Wenn das ein paar Mal passiert, bleibt das Haengen, ganz ohne Strafe!

  • Das mit der Strafe ist wie mit dem blödsinnigen Aufdruck auf Zigarettenschachteln ("Rauchen ist tödlich") oder dem sensationellen Schutz an Automaten mit der Altersgeldkarte seit 01.01.07 (00:00 Uhr, ja das hat auf die Minute funktioniert !). Wird als wirksamer Schutz für Nichtraucher gepriesen, hilft aber in der Sache keinen Deut weiter. Das Rauchverbot für alle öffentlichen Räume, dazu gehören nun mal auch alle Restaurants, Bars und Discotecken muss her, um wirklich wirksam was für den Schutz der Nichtraucher zu tun.

    gruß
    Heinz

  • Hallo, da ich seit 21 Jahren Nichtraucher bin, will ich auch mal meinen Bayerischen Senf dazugeben.:winken:
    Ich bin viel im Aussendienst unterwegs. Mir graut es jedesmal, wenn ich zu Firmen muß, wo in den Büros geraucht wird. Nach einer 1/2 Stunde riecht man den Rest des Tages wie frisch aus dem Aschenbecher. Das Schlimmste aber ist, wenn man am Morgen in ein Auto einsteigen muß, in dem vorher geraucht wurde. Es stinkt zum Kotzen. Ich bitte den Ton zu entschuldigen, aber anders kann man es nicht ausdrücken.
    Was denken sich eigentlich Eltern dabei, wenn sie ihre Kinder dazu zwingen, das ganze Gift während der Fahrt im Auto einzuatmen. :eek: :zorn:
    Da in Deutschland anscheinend nichts ohne drastische Strafen durchgesetzt werden kann, muß es wohl mit sein.
    Wenn einer behauptet, es gibt nichts besseres als eine Zigarette nach dem Essen, dann sage ich es ist eine Belästigung, wenn man diesen Gestank ertragen muß.
    Es spricht also nur dafür, da wir Nichtraucher ohne die Raucher mehr Steuern in irgendeiner Art zahlen müßten.:o
    Nichts für ungut, Grüße aus Bayern:zwinker:

  • Ich bin auch seit 21 Jahren ueberzeugter, und mild militanter Nichtraucher! Aber warum muss denn immer alles direckt mit Strafe belegt werden? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Menschen in Deutschland weniger rechtsglaeubig sind als hier. Viele Sachen lassen sich zwischenmenschlich weit besser regeln als mit strengen Strafen, das verhaertet nur die Fronten. Aber das scheint ja nun in Deutschland typisch fuer die Behoerden zu sein, jeder ist erst mal schuldig bis die Unschuld nachgewiesen ist, und ein Gesetz ohne strenge Bestrafungen fuer Uebertretungen, wo kaeme man denn da hin?

    Das ist Deutschland, es ist mitlerweile fast alles verboten was nicht ausdruecklich erlaubt ist!


  • Das ist Deutschland, es ist mitlerweile fast alles verboten was nicht ausdruecklich erlaubt ist!

    Ich denke, dass irgendein Verbot, dessen Verletzung keine Sanktion nach sich zieht, egal wo auf der Welt, nicht wirkungsvoll ist bzw. keinen echten Schutz für Dritten entfaltet. Verbote ohne staatliche Sanktion: das funktioniert m.E. vielleicht nur in "absoluten" Konsensgesellschaften, in der der Gemeinschaftssinn der Mehrheit, die das Verbot bemerken, unmittelbar auch eine Sanktion gegen den Übertretenden aussprechen (z. B. durch Ächtung).
    Es reicht eigentlich schon in diejenigen Länder zu fahren, die zwar dieses oder jenes auch mit Sanktion verbieten, diese Sanktion aber nicht verfolgt wird und zwar aus den verschiedensten Gründen (meistens wegen Bestechung). In derartigen Ländern, ob diese nun China oder Brasilien sind, kann sich nämlich der bestzahlende Verletzer das Verbot erlauben. ZUM GLÜCK funktioniert dies in Deutschland nicht (so) einfach.... Ich bin davon überzeugt, dass ein Rauchverbot jeden - egal welche Priviliegen er sonst noch besitzt - trifft und er mit Bußgeld bzw. deren Folgen belegt wird.
    fazit: Strafe muss sein :zwinker:

  • mich persönlich kotzen diese ganzen sanktionen langsam an.

    beim rauchverbot geht mir ein stück gemütlichkeit verloren (ja ja ja , ich weiß schon.....)
    bei der disskusion über den schadstoffausstoß vergeht einem fast die freude an seinem dickschiff( man bekommt ja wirklich ein schlechtes gewissen, wenn man neben einem kleinwagen steht)
    und demnächst müssen wir noch unsre glühbirnen wegschmeißen und diese durch auch so schöne energiesparlampen ersetzen.
    nächstes jahr darf ich besimmt meinen kamin nicht mehr entzünden und dann schaun wir mal was noch so passiert.

    in diesem sinn noch einen schöne nachmittag und paßt auf, daß ihr nicht so viel aufstoßen müsst, man weiß ja nie..............



  • So ist es Stefan,

    mir graut schon vor dem Sommer, wenn die Hetze (wie auch immer motiviert) so
    weiter geht. Dann kannst Du wahrscheinlich an der Ampel nur noch stur geradeaus
    gucken, um Dir keine bösen Blicke von den Nachbarn einzufangen ( falls sie nicht
    selbst eine SUV fahren). Habe schon bei einem Folienhersteller einen Kostenvor-
    anschlag für die Beschriftung "Hybridtestfahrzeug" angefragt (;) )

    Um zu rauchen, bin ich sowieso schon in den Keller gezogen. (Natürlich mit direktem
    Kaminanschluß und Industriefilter.

    Gruß

    Dieter

  • beim rauchverbot geht mir ein stück gemütlichkeit verloren (ja ja ja , ich weiß schon.....)


    Wie das so ist mit der Gemütlichkeit, am Freitag Abend um 21:00 nach 4 Stunden Aufsichtsratssitzung bin ich mit den Aufsichtsrätlern noch zum Essen. Da es kein einziges Restaurant in Bingen und näherer Umgebung gibt für Nichtraucher oder mit ausgewiesenem Nichtraucherraum was es halt mal wieder ein Glückspiel. Leider Pech gehabt beim Italiener, der ansonsten eine ganz hervorragende Küche bietet. Aber zwei Tische haben mal wieder die Gemütlichkeit gelebt. Ein Qualm, furchtbar. :zorn: Sarkastischer Kommentar unseres AR-Vorsitzenden: Toll, hier gibt es ja die Zigaretten heute frei Haus und ohne diese extra zu verlangen. :( Prinzipiell hätte ich am liebsten in der Tür kehrt gemacht und hätte daheim gemütlich ein Bierchen getrunken. Aber mit geladenen Gästen ist das leider nicht so einfach. Da bei aller Gemütlichkeit aber das Essen im Qualm einfach nicht mehr schmeckt, war es dann halt nur eine Pizza, und kein Carpaccio gefolgt von einem Filetto Funghi. :zwinker:


    bei der disskusion über den schadstoffausstoß vergeht einem fast die freude an seinem dickschiff( man bekommt ja wirklich ein schlechtes gewissen, wenn man neben einem kleinwagen steht)


    Schön, wenn wir das alle bekommen würden und somit VW (und auch andere Hersteller) nötigen würden umweltfreundlicher zu agieren, z.B. durch Anbieten einer Hybridlösung. :zwinker:


    und demnächst müssen wir noch unsre glühbirnen wegschmeißen und diese durch auch so schöne energiesparlampen ersetzen.


    Thomas Alva Edison wird es verschmerzen, wenn seine geniale, aber völlig veraltete Erfindung mit einem Wirkungsgrad <5% endlich durch eine hocheffektive, moderne Lösung ersetzt wird. Wird huldigen ja auch nicht Alexander Graham Bell, indem wir noch Drehscheiben an unseren klobigen und Kg schweren Handys haben.