Italien darf sich derzeit über jede Menge Lustspiele des deutschen Fußballs freuen. Nach dem Slapstick-Auftritt der deutschen Nationalmannschaft in Florenz, dem Patzer von Bremens Torhüter Tim Wiese in Turin bot der FC Bayern München beim Champions-League-Achtelfinalauftritt in Mailand eine fußballerische Version des Komödienstadls.
Mit einer 1:4-Niederlage beim AC Mailand verabschiedete sich der deutsche Rekordmeister aus der europäischen Königsklasse. Vor allem in der Defensive bot das Team von Bayern-Trainer Felix Magath dabei über weite Strecken ein Vorstellung, die internationalen Ansprüchen nicht genügte. Drei der vier Gegentore resultierten aus groben Fehlern in der Abwehr. Nach einer Stunde war das Viertelfinale für die Münchner bereits in weite Ferne gerückt. Anschließend konnte Milan in Ruhe kontern. Das Weiterkommen der Gäste geriet nie ernsthaft in Gefahr. "Wir hatten keine Gelegenheit, das Ansehen des deutschen Fußballs zu verbessern, dazu hat sich das Spiel zu schlecht entwickelt", sagte Magath nach dem Schlusspfiff.
Der Bayern-Trainer hatte sich auf der linken Abwehrseite für den erfahrenen Bixente Lizarazu und gegen Philipp Lahm entschieden. Im Mittelfeld durften Bastian Schweinsteiger und Sebastian Deisler die Plätze neben Michael Ballack und Martin Demichelis einnehmen. Doch alle taktischen Überlegungen, die Magath nach dem 1:1 im Hinspiel zu dieser Aufstellungsvariante veranlasst hatten, waren schon nach acht Minuten hinfällig. Nach einem Fehlpass von Demichelis konnte Serginho den Ball seelenruhig in den Münchner Fünfmeterraum flanken, wo Filippo Inzaghi zum 1:0 für Milan einnickte. Die Bayern reklamierten später Abseits. "Vorher gab es auch noch ein Foul", monierte Magath, der unmittelbar nach dem Spiel tatsächlich versuchte, die Schiedsrichterleistung als Ursache für das Aus verantwortlich zu machen.
Das allerdings war keine Erklärung dafür, warum der Rekordmeister nach dem Schock des frühen Gegentors derart konfus über den Rasen von San Siro taumelte. Valérien Ismael verwechselte nach 23 Minuten gar die Sportart und rang Inzaghi im griechisch-römischen Stil nieder. Den fälligen Elfmeter schob Andrej Schewtschenko jedoch noch neben das Tor, wofür ihm Bayern-Keeper Oliver Kahn ein paar aufgeregte Sätze ins Ohr brüllte. Nur eine Minuten später bedankte sich Schewtschenko für die freundlichen Worte. Der Ukrainer köpfte eine Flanke von Jap Stam zum 2:0 ins Tor.
Wer die Münchner schon zu diesem Zeitpunkt abgeschrieben hatte, sah sich allerdings erst einmal getäuscht. Die Bayern kamen dank Ismael zurück, als Milans Schlussmann Dida einen Freistoß von Schweinsteiger nur abklatschen konnte und der Franzose den Abpraller über die Linie schob (36.). Der Deutsche Meister schien nun in Mailand angekommen zu sein. Kurz vor der Pause verpasste Ballack mit einem Kopfball den Ausgleich nur knapp, doch diesmal war Milans Torhüter Dida im Bilde.
Die Hoffnung auf den Ausgleich, der zu diesem Zeitpunkt das Weiterkommen der Bayern bedeutet hätte, machten Ballack und Co. sich dann allerdings gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit zunichte. Deisler hinderte Serginho nicht daran zu flanken, in der Mitte stolperte Lizarazu den Ball auf den Kopf von Inzaghi, der mit seinem zweiten Treffer für die Vorentscheidung sorgte (48.). In der 59. Minute sorgte der Brasilianer Kaka nach einem Konter dann für den Endstand. Und die Champions League sucht fortan ihren Sieger ohne deutsche Beteiligung.
Another one bites the dust!