Sattelschlepper mit Jet-Antrieb
"Dein Auto ist mehr" - unter diesem Motto ruft die Essen Motor Show Ende November Bastler, Erfinder und andere automobile Verrückte zusammen. Auf der Tuning-Messe röhren Lkw mit Flugzeugturbinen, glitzert eine "X-Ray" unter echtem Gold und zeigen die großen Hersteller ihre Sportversionen.
Essen - Es gibt Menschen, die halten eine Flugzeugturbine für den idealen Antrieb eines Lastwagens. Andere bauen Motorräder aus Holz oder meinen, dass ein Snowmobil mindestens Tempo 150 schaffen sollte. Solche Leute dürften mancherorts schief angeguckt werden, bei der Essen Motor Show gehören ihre Werke jedoch zu den Stars. Denn die weltgrößte Tuningmesse (25. November bis 4. Dezember) steht auch dafür, den automobilen Verrücktheiten Raum zu geben. Daneben stehen aber vor allem die neuen Tuning-Modelle und die Sportversionen von Fahrzeugen großer Hersteller im Mittelpunkt.
"Es wird sicher einige Weltpremieren geben", kündigt Hans-Jörg Köninger vom Verband Deutscher Automobiltuner (VDAT) in Hiltmannsdorf (Bayern) an. Unter anderem werden viele der auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) im September in Frankfurt/Main präsentierten Modellneuheiten in Essen nun erstmals in sportlicher Tuning-Ausführung gezeigt. Unter dem Motto "Your car is more" (Dein Auto ist mehr) präsentieren rund 570 Aussteller aus 21 Nationen ihr Angebot, mit mehr als 400.000 Besucher wird gerechnet.
Über mangelndes Interesse kann sich die Tuning-Branche auch in Zeiten schleppender Neuwagenverkäufe kaum beklagen. "Die Stimmung im Tuning-Markt ist nach wie vor gut", sagt Köninger. Welche Neuheiten in Essen gezeigt werden, steht bei den meisten Veredlern erst kurz vor Messebeginn fest. Immerhin kündigt der Volvo-Tuner Heico Sportiv in Weiterstadt (Hessen) an, dass man versuchen will, das brandneue Volvo C70 Cabriolet bereits in einer veredelten Version zu zeigen. Abt Sportsline aus Kempten (Bayern) will einen auf 199 kW/270 PS erstarkten Golf GTI und einen VW Jetta in sportlicher Aufmachung ins Scheinwerferlicht stellen.
Stars der "Grünen Hölle"
Auch neue Technologien sollen vorgestellt werden - zum Beispiel in Sachen Leichtmetallräder. "Wir werden unser patentiertes Verfahren Air Inside zur Gewichtsreduzierung bei Leichtmetallrädern in den Mittelpunkt stellen", erklärt Angelika Zahn, Sprecherin des Radherstellers BBS aus Schiltach (Baden-Württemberg). Mit der neuen Technik sollen bei einem Rad im 22-Zoll-Format Gewichtseinsparungen um bis zu acht Kilogramm möglich sein. Zunächst werden die Leicht-Räder für Fahrzeuge wie den Porsche Cayenne oder den VW Touareg angeboten, später sollen auch kleinere Durchmesser folgen.
Doch neben den fahrbaren Straßenmodellen sind es in Essen vor allem Skurrilitäten und Rennfahrzeuge, die für Aufsehen sorgen. So widmet man sich in diesem Jahr nach Angaben der Veranstalter mit einer Sonderschau der "Grünen Hölle", wie die Nordschleife des Nürburgrings genannt wird. Zu sehen sind 20 Rennwagen, die jeweils eine Phase der Rennen auf der legendären Strecke repräsentieren.
Dazu gehört ein Mercedes-Benz S aus dem Jahr 1927, dessen zwei Tonnen Gewicht von einem Motor mit 6,8 Litern Hubraum und 180 PS bewegt wurden. Ein McLaren M23 steht dagegen für das Jahr 1976 - jenes Jahr, in dem das letzte Formel-1-Rennen auf der Strecke ausgetragen wurden. Die Moderne wiederum wird von einem BMW M3 GTR-Tourenwagen repräsentiert.
Snowmobil mit Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h
Und dann sind da noch die Ergebnisse jahrelanger Bastelarbeiten von Auto- und Motorrad-Enthusiasten aus aller Welt. Zu sehen ist unter anderem "Roaring Thunder" - der Lkw des Briten Ronnie Picardo. Er hat einem amerikanischen Sattelschlepper aus dem Jahr 1975 einen Flugzeugmotor mit Nachbrenner eingebaut. Mit dem Ergebnis, dass er nun den wohl einzigen straßenzugelassenen Jet-Lastwagen bewegt.
Lars-Erik Lindberg ist wiederum ein Beispiel dafür, dass es auch in Schweden begabte Tuner gibt. Weil dort bekanntlich häufig Schnee liegt, hat Lindberg sich jedoch nicht an die Leistungssteigerung eines normalen Autos gemacht. Vielmehr hat er rund um einen V8-Motor mit 5,4 Litern Hubraum ein Schneemobil mit Kufen und Raupen gebaut. Das soll die Fortbewegung mit 150 Stundenkilometern (km/h) erlauben.
Aber Leistung ist bekanntlich nicht alles - auch nicht bei der Fahrzeugveredlung. Dass die Optik eine mindestens ebenso große Rolle spielt, zeigen unter anderem Motorrad-Eigenbauten. George Mantatakos aus dem US-Bundesstaat Florida hat seine "X-Ray" mit einer Schicht aus 24-karätigem Gold überzogen, was sicher keinen unerheblichen Anteil am Gesamtwert der Maschine von 150.000 Dollar hat. Einen ganz anderen Weg ging Tischlermeister Michael Schößler bei seinem Motorrad "MM": Bei dem sind Rahmen, Schwinge, Sitzbank und Tank aus Fichtenholz, die Gabelholme aus massiver Esche gefertigt.
[URL=http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,383648,00.html]Quelle[/URL]