Servus zusammen,
wer sich diese Frage bei der Anschaffung eines Neu- oder Gebrauchtwagens stellen sollte, für den habe ich eine klare Antwort, nachdem ich das gleiche Fahrzeug zwischenzeitlich mit beiden Optionen gefahren bin.
Ja, sie sehen ungewöhnlich und "spacig" aus, was aber freilich auch hier wieder mal Geschmackssache sein dürfte. Und den CW-Wert verringern sie um 0,01, beispielsweise von 0,27 auf 0,26.
Den Nutzwert stufe ich persönlich aber als katastrophal ein. Solange man sich im regulären Verkehr bewegt - und das wohlgemerkt vorwärts - ist das Ganze tatsächlich noch halbwegs brauchbar. Ungewohnt, weil die Monitore relativ tief sitzen und zudem auf der Fahrerseite der "Einblick" eigenartig schräg aufs Display erfolgt, aber soweit noch halbwegs praktikabel. Man schaut halt automatisch immer auf die Kamerastummel außen am Auto, weil man just hier, wer hätte es gedacht, die Rückspiegel vermutet.
Mit bloßem Auge fällt es zwar nicht so stark auf wie hier in den beiden Bildern, aber dass die Farben schlichtweg nicht naturgetreu wiedergegeben werden und immer ein Farbstich vorhanden ist, das ist leider so. Da die Bildwiederholfrequenz begrenzt ist, ist auch immer ein leichtes Ruckeln bemerkbar, speziell bei schnell am Fahrzeug vorbeihuschenden Objekten. Richtig flüssig, so wie von normalen Spiegeln gewohnt, läuft das eben nicht. Die digitale Bildverarbeitung führt auch dazu, dass viele selbstleuchtende Objekte flimmernd dargestellt werden. Besonders störend wahrnehmbar ist das beispielsweise bei den Fahrtzielanzeigern von Bussen, aber auch manche Rückleuchten und Tagfahrlichter bestimmter Fahrzeuge flimmern ab und an. Ähnlich verhält es sich bei etlichen Ampeln, wenn sie bereits in LED-Technik ausgeführt sind.
Der große Nachteil der virtuellen Spiegel liegt aber schlichtweg darin begründet, dass damit kein dreidimensionales Sehen mehr möglich ist, weil die Kamera eben nur "einäugig" ist und ebenso die Darstellung auf den beiden Bildschirmen prinzipbedingt sowieso nur in 2D stattfindet. Die Folge: Jegliche vernünftige Einschätzung von Abstand und Geschwindigkeit "auf einen Blick" ist damit dahin.
Wie oben schon geschrieben, funktioniert das aufgrund des jahrelangen Trainings unserer Wahrnehmung samt der immergleichen Situationen und Objekte im rollenden Verkehr und vorwärts noch soweit brauchbar. Das böse Erwachen kommt beim Rangieren, Aus- und Einparken und sogar wenn man nur rückwärts in oder aus der Garage fährt. Aufgrund des enorm beschränkten Blickwinkels ist eine Orientierung so gut wie unmöglich und mal eben das besagte Blickfeld durch ein seitliches Neigen des Kopfes zu optimieren, so wie es bei konventionellen Außenspiegeln notfalls funktioniert, ist hier nicht einfach möglich.
Die darüber hinaus merkwürdig "flache" Darstellung sämtlicher Objekte tut ein Übriges, so dass gefahrloses Rückwärtsfahren oder Rangieren nur über eine Orientierung durch die Fenster möglich ist. Wer meint, man gewöhnt sich schon dran, der irrt: Ich bin gut zwei Wochen damit durch die Lande gefahren, es wird aber nicht besser mit der Zeit.
Selbst in "meinem" jetzigen Autohaus wird diese Option zwischenzeitlich nicht mehr für die Vorführer oder die Fahrzeuge der Mitarbeiter bestellt, da keiner sich damit anfreunden konnte und kann.
Von meiner Seite ein klares "besser bleiben lassen", beziehungsweise unbedingt vor der Bestellung oder dem Kauf einmal ausprobieren. Und zwar nicht bloß bei normaler Vorwärtsfahrt, sondern auch rückwärts.
Grüße
Robert