Wolfgang Bernhard übernimmt zum Monatsanfang Markengruppe - Pischetsrieder: Nächste Quartale werden besser
Hamburg - Deutlich früher als erwartet übernimmt Wolfgang Bernhard bereits am 1. Mai die Führung der VW-Markengruppe. "Mit der Bestellung von Dr. Bernhard ist die vor zwei Jahren eingeleitete Neuordnung der Verantwortlichkeiten im Konzernvorstand nun abgeschlossen", sagte der VW-Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder auf der Hauptversammlung von Europas größtem Automobilkonzern.
Der 44-jährige Ex-Chrysler-Sanierer Bernhard war am 1. Februar zum VW-Vorstand ohne Geschäftsbereich ernannt worden. Nähere Details zu seinen Plänen für die Marke wollte er nicht nennen. "Ich werde erst die Mitarbeiter und dann die Öffentlichkeit über erforderliche und notwendige Maßnahmen informieren", sagte Bernhard lediglich. Bernhard wird künftig die Marken VW, Skoda, Bentley und Bugatti verantworten, der Audi-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn die Marken Audi, Seat und Lamborghini. "Von der neuen, schlanken Struktur werden alle Marken und damit auch der Konzern profitieren", sagte Pischetsrieder. Der auf sechs Personen verkleinerte Konzernvorstand übernehme künftig die strategische Führung und steuere gleichzeitig die verschiedenen operativen Bereiche.
VW-Chef Pischetsrieder verbreitete auf dem Aktionärstreffen Zuversicht. Im ersten Quartal seien die Anlaufkosten für die Modelle Golf Plus, Passat, Fox und Jetta zu verkraften gewesen. Daher stehe das Ergebnis des ersten Quartals für das niedrigste Quartalsergebnis dieses Jahres. Pischetsrieder: "Die folgenden drei Quartale werden auf jeden Fall besser ausfallen als das erste Quartal 2005." Das operative Ergebnis war in den ersten drei Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 329 auf 464 Mio. Euro gestiegen. Der Umsatz sank um 2,4 Prozent auf 21,1 Mrd. Euro. Für das Gesamtjahr rechnet Pischetsrieder aufgrund der 20 neuen Modelle, die auf den Markt kommen, mit einer Steigerung der Verkäufe. Im vergangenen Jahr hatte VW 5,079 Mio. Autos weltweit abgesetzt.
Pischetsrieder blieb unterdessen von der großen Schelte der Aktionäre verschont. Verglichen mit den Rücktrittsforderungen und Schimpftiraden, die sich der Daimler-Chrysler-Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp auf Hauptversammlungen hatte anhören müssen, waren die Redebeiträge der VW-Anteilseigner sanfte Streicheleinheiten.
Für die weltweiten Automobilmärkte zeigte sich der VW-Chef eher verhalten. "Wir gehen auch für die nahe Zukunft nicht davon aus, daß sich die Rahmenbedingungen zum Positiven verändern werden oder der konjunkturelle Aufschwung im deutschen Markt eintreten wird", sagte Pischetsrieder. Verschärft würden die Probleme durch die ansteigenden Rohstoffpreise sowie durch den anhaltenden Preiskampf und die wachsende Konkurrenz durch die asiatischen Autobauer.
In den USA rechnet VW mit den Modellwechseln des Jetta und Passat mit einer Trendwende bei den Verkäufen. In Westeuropa sollen die Marktanteile durch den neuen Passat, Golf Plus, Fox, Audi A6 und Seat Leon steigen.
VW hat Interesse daran, das neue "Papamobil" für Papst Benedikt XVI. zu bauen. "Wenn das gewünscht wird, werden wir ein Fahrzeug fertigen", sagte ein VW-Sprecher. Was die gepanzerte Sonderanfertigung kosten würde, konnte er nicht beziffern. Unklar blieb auch, wie der Dienstwagen aussehen könnte. Es werde aber "eher ein Touareg oder ein Phaeton als ein Polo". Johannes Paul II. fuhr Mercedes.