Liebe Touareg Community
Es hat immer Spaß gemacht hier zu sein! Manche hier habe ich persönlich kennengelernt,
manche nur im virtuellen Raum des Forums erlebt. Manchmal konnte ich helfen, manchmal
konnte mir das Forum helfen – ein Geben und Nehmen, so soll es sein.
Nun ist es Zeit für einen Rückblick und wenn ich so darüber denke, dann merke ich, dass
ich weiter ausholen muss.
Mein erster Kontakt zu einem Van/SUV war Anfang der 90er Jahre in den USA. Nach einem
sehr anstrengenden Jahr mit Volkswagen war ich mehr als urlaubsreif nach der Präsentation
des Chico, des VR6-Motors und des Dieselkats und eine Reihe anderer Neuigkeiten für Volkswagen.
Anfang September 1991 buchte ich also eine Reise nach Florida um dort zwei Wochen am Strand
zu relaxen, danach wollte ich Verwandte in San Antonio für zwei Wochen besuchen. Gesagt, getan.
Der Strandurlaub tat gut und kurze Zeit später holte mich meine Tante am Flughafen in
San Antonio ab. Sie kam mit einem Auto was ich vorher noch nie gesehen hatte, ein
Mazda MPV. ÄmPiWas?
Sie lachte, ein MultiPurposeVan, aha. Also ein Auto welches verschiedenen Möglichkeiten bot.
Sie war ganz aufgeregt und musste mir sofort ganz viel Werbung zeigen, die sie extra für
mich auf VHS aufgenommen hatte. „Fahrvergnügen” und „We are six (VR6)” lief im Fernsehen
rauf und runter, die Kampagne die VW gerade in den USA ausrollte. Und da waren tatsächlich
Filme von mir dabei, sowas macht stolz ;).
In San Antonio war gerade eine kleine Automesse und sie musste da natürlich sofort mit
mir hin, sozusagen mit ihrem Neffen angeben...Am Stand von VW staunte ich nicht schlecht,
wie günstig die Fahrzeuge im Vergleich zu Europa waren. Ein voll ausgestatteter Corrado VR6
kostet damals dort umgerechnet 21.000DM, zu etwa 36.000DM in Deutschland, pffffffffff.....
Einige Stände weiter sah ich dann einen Pontiac Trans-Sport, Alter-Falter, was ist das denn?
Ein UFO auf Rädern! Natürlich im Innenraum genauso abgefahren und futuristisch wie aussen.
Natürlich für Europa viel zu groß, zu lang, zu durstig und niemand braucht hier einen 7Sitzer
mit Riesen Kofferraum....
Mit diesen Eindrücken kehrte ich nach Deutschland zurück und stellte schon damals fest,
dass auf der Autobahn A2 von Hannover nach Braunschweig wie immer und immer noch
regelrecht Krieg herrscht. Mit 120 km/h ruhig dahingleiten ist nicht
Zurück bei der Arbeit bekam ich ein Projekt auf den Tisch welches der absoluten Geheimhaltung
unterlag, damals jedenfalls. VW wollte zusammen mit Ford einen MPV bauen. Da war das Wort
schon wieder, MPV. Ich hörte gespannt zu. Nach vielen Querelen wurde dann in Portugal
zusammen mit Ford der Sharan und der Galaxy in einem Werk gebaut, ein Novum in
der deutschen Automobilgeschichte, aber auch einer der Startschüsse für eine neue
Zeit im Automobilbau.
Bis dato gab es Limousinen, Kleinwagen, Kombis, Sportwagen, Luxusautos und Cabrios,
nun kam eine weitere Kategorie hinzu, der Minivan oder auch MPV.
Die Ära Carl Hahn endete bei Volkswagen und Ferdinand Piech kam, was soll ich sagen,
alle hatten Angst. Nach meinem Verständnis und ich habe Piech einige Male persönlich
erlebt, ein Mensch der nach aussen hin klar machte: das ist hier mein Erbe und das
lasse ich mir nicht kaputt machen. Ganz im Gegenteil, er hatte mit Volkswagen viel vor!
Einen Automobilkonzern schaffen, der alles bietet. Vom Kleinstfahrzeug bis zum LKW
alles sollte innerhalb eines Konzerns lieferbar sein. Und bitte aus dem reinen Produkt
ein Erlebnis schaffen, Stichwort Autostadt. Welch eine Vision und Chance!
Zu dem Zeitpunkt, so um das Jahr 2000, machten wir so viele Filme für Volkswagen
wie noch nie. Hauptsächlich Filme „How-things-works”, diese Filme liefen auf unzähligen
Monitoren in der Autostadt, wurden an Agenturen, Fernsehen, Journalisten gegeben
um dem Ziel von Piech, der größte, beste Automobilkonzern der Welt zu werden
näher zu kommen. Dabei waren Filme wie z.B. wie funktioniert ein Motor, ein Getriebe,
Einspritzung, Radaufhängung, Lenkung usw-usf. Alles in 3D und immer sehr emotional.
Die Computer rauchten bei uns....
Irgendwann war wieder einmal eine Sitzung unter strengster Geheimhaltung angesetzt.
Es ging um ein Auto mit Allradantrieb und etwas bei Volkswagen noch nie dagewesenem.
Groß, luxuriös und zur Not in der Wüste reparierbar. Ein SUV. ES-UH-was?
Special/Sport-Utility-Vehicle. Aha, ein Sportwagen? Ein Spezialfahrzeug? Klang interessant.
Jedenfalls bekamen wir den Job den Allradantrieb zu animieren und einen, wieder mal,
emotionalen Film über diese Art von Antrieb zu machen.
Ich kam in Kontakt zu Charles Ellwood, ein Interieurdesigner bei Volkswagen, er zeigte
mir die Ersten Entwürfe vom Innenraum des Touareg, so sollte der Wagen heissen.
Viele Runden vergingen, bis ein anderer Ingenieur auf mich zu kam und mir von
seiner Idee des mitleuchtendem Kurvenlichtes erzählte. So wie damals beim Citroen DS
nur eben nicht mechanisch, sondern in Verbindung mit der halblektrischen Lenkung.
Ob ich da Filme zu machen kann, wie das dann in der Realität sein könnte. Naklar,
das konnten wir machen. Und so animierten wir wieder los und ließen Autos im
Computer um Kurven fahren im dunkeln und das Licht ging die Kurve mit.
Das gefiel dem Touaregteam so gut, dass es mit auf die Agenda des Fahrzeugs kam.
Schliesslich fand dieses Feature dann Einzug in die Serie, wie auch beim Phaeton.
Nun ist es so, dass dieses Fahrzeug eigentlich niemals für mich preislich in Frage
kam. Familie, Firma, Hobbys standen immer im finanziellen Weg. Aber in 2014
ergab sich eine Möglichkeit, dass wir einen „Batzen” Geld übrig hatten und eigentlich
einen Tiguan kaufen wollten. Aber ein Tiguan gut ausgestattet so wie wir es wollten
war am Markt nicht aufzutreiben, da kam mir der Gedanke es mal mit dem Touareg
zu probieren. Einmal ein Produkt zu haben, an dem ich aktiv mitgearbeitet habe.
Der Gedanke hatte was Nach 6 monatiger Suche wurden wir fündig. Er hatte
alles was wir uns gewünscht hatten
Eine Probefahrt in einem Touareg oder auch die vielen Erprobungsfahrten die ich
während der Entwicklungszeit mitgemacht hatte, ist etwas ganz anderes, als dieses
Fahrzeug in freier Wildbahn auf der Straße/im Gelände zu bewegen.
Allein die Überführungsfahrt aus dem Ruhrgebiet nach Hause, etwa 300km, werde
ich niemals vergessen – vor allem das breite Grinsen welches uns ab da an
so gut wie bei jeder Fahrt begleitet hat. Unvergleichlich, unvergesslich.
So viele schöne Momente, so viele Kilometer haben wir im Touareg erlebt, die
möchte ich nicht missen. Natürlich waren auch nicht so schöne dabei. Neid,
abschlägige Bemerkungen, hämisches Grinsen wenn man sich mal mit einer
Parklücke verschätzt hat, alles erlebt und ertragen. Aber auch den schönen
Moment den Hänger hinten dran zu pümpeln und die 1000kg Dachziegel
einfach so 100km nach Hause zu ziehen um den Windfang am Haus zu bauen
ohne etwas davon auf der Fahrt zu merken
Aber auch den nicht so schönen Moment im Elsass zu sein um dann festzustellen,
dass die Franzosen den Kreisel als Allzweckwaffe für rollenden Verkehr bis zum
Exzess verwirklicht haben und wir vor 20 Jahren noch entspannt auf den Rue National
dahingleiten konnten, heute dagegen gefühlt alle 500 Meter die 2,5 Tonnen
des Touareg beschleunigen und abbremsen zu müssen. Das hat keinen Spaß gemacht
Aber alles in Allem waren es 5 Jahre voller Emotionen bei jeder Fahrt mit
dem Touareg die meine Frau und ich in vollen Zügen genossen haben.
Nun ist eine neue Zeit angebrochen, die mindestens genauso spannend
werden wird und auf die ich mich ebenso freue und hoffe, dass dieses
breite Grinsen sich wieder einstellen wird.
Ich danke dem Forum für eine spannende Zeit, viele Postings die mir geholfen haben
und wünsche Euch allen weiterhin ganz viele stressfreie Kilometer, immer ein
breites Grinsen und natürlich ein immer mitleuchtendes Kurvenlicht im Dunkeln
Herzlichst,
Alexander