Dachgepäckträger - geplante Obsoleszenz ... ohne mich!

  • Hallo miteinander,

    mit dem Dachgepäckträger haben die Kollegen bei VW sich ja einige Mühe gegeben, das
    Ergebnis ist für meine Begriffe schon formal nicht so überzeugend wie man es bei dem
    Preis erwarten könnte. Für einen schnöden Gepäckträger ist das Teil ja nicht gerade
    günstig.

    Die Form paßt überhaupt nicht zu den angrenzenden Karosseriekonturen. Sieht eher so
    aus, als ob das Teil eigentlich zu einem ganz anderen Fahrzeug gehört.

    Nun ja, man kann das Ding ja immerhin abnehmen. Nur kann man ihn innen nicht so unter-
    bringen, dass er nicht stört. Grrrr...

    Meiner ließ sich weder abnehmen noch verstellen, weil der Vorbesitzer den Schlüssel
    verschusselt hat. Zudem war eine der Abdeckklappen abgebrochen. So sah das Ganze schon
    reichlich blöd aus - die Kiste war schließlich nicht billig.

    Also erstmal alle 4 Schließzylinder ausgebohrt. Das geht ganz entspannt. Mit nem 4er
    Bohrer anfangen und möglichst genau mittig und rechtwinklig reinbohren bis es nicht
    mehr weiter geht. Dann mit dem 7er und schließlich dem 10er nachsetzen. Irgendwann
    geben die Billigheimer auf.

    Dann nichts groß bewegen, sondern erstmal mit dem Staubsauger alle Späne akkurat
    wegsaugen. Anschließend kann man die Brücken abnehmen und auf der Werkbank zerlegen.

    Dabei offenbart sich ein wahres Meisterwerk an Feinmechanik im Inneren der Verklei-
    dungen. Leute, Leute: Eine simple Rändelschraube hätte doch vollkommen gereicht und
    das würde sicher auch länger halten.

    Dann die Erkenntnis: Ohne die Schlösser hält der Ständer nicht auf dem Dach - jeden-
    falls nicht lange. Und die Plastikklappen sind nicht reparierbar, allenfalls gegen
    einen Reparatursatz austauschbar. Stabiler wird der Zinnober dadurch aber nicht.

    Der Klapperatismus im Inneren wirkt so, als würde er in alle Richtungen auseinander
    fliegen, wenn man es wagt, ihn eigenmächtig zu zerlegen.

    Hilft nix - das Ding ist eh hinüber. Also mal einen zerlegt und siehe da - es passiert
    nichts dramatisches. Man bekommt den Kram auch problemlos wieder zusammen. Das macht
    Mut.

    Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte ist eine Achse, die auf fatale Weise an
    einen stinknormalen Inbusschlüssel erinnert. An einem Ende etwas plattgeklopft.

    Wenn man den durch einen längeren ersetzen würde, könnte man den seitlich aus dem
    Gehäuse etwas herausgucken lassen und den Gepäckträger einfach und stabil mit einem
    kleinen Schaubenschlüssel lösen bzw. feststzen.

    Tja - denkste! So schrauberfreundlich gibt sich der VW Konzern nicht.

    Grübel, grübel ... die lassen sich doch für sowas nicht extra ein spezielles Sechs-
    kantprofil fertigen ...

    Die Bits von Akkuschraubern haben auch so ein krummes Maß ... Eben!

    Die sechskantige Welle hat exakt die Maße von diesen Bits.

    Eilends habe ich so einen Billigadapter zur Aufnahme von Schrauberbits in eine Bohr-
    schine mit der Lötlampe etwas erwärmt. Den Sechskantstummel incl. Magnet kann man
    dann mit einem passenden Dorn herausklopfen. Übrig bleibt das vordere Edelstahteil
    mit dem sechseckigen Loch. Das ist auf der Seite, wo vorher der Sechskantstummel saß
    etwas kleiner. Peßsitz - aber Hallo!

    Das Edelstahlding also wieder war gemacht und über die Sechskantachse von dem Klap-
    peratismus geklöpfelt. Paßt wunderbar - sieht aus wie serienmäßig.

    Dann muß man sorgfältig ausmessen, in welcher Höhe diese Verlängerung sitzt. Genau
    dort bohrt man dann ein Loch passender Größe in die Plastikverkleidung - natürlich
    horiontal, damit der Stummel auch durchpaßt.

    Anschließend die ganze Mechanik noch reinigen und dann alles wieder zusammenpuzzeln.

    Dabei fällt das Auge auf die erbärmliche Qualität der China-Billigplastikteile. Wo
    wir schon dabei sind, schleifen wir das rundum schön glatt und polieren das mit
    feinem Schleifleinen und Polierpaste. Zahnpasta reicht auch.

    Der lawede Blechhebel innen ist überflüssig - abschneiden.

    Die Plastikklappen sind nun auch alle überflüssig, müssen aber aus optischen Gründen
    irgendwie fixiert werden. Man könnte sie einfach mit Uhu festkleben. Aber Klappen,
    die nicht klappen, sind irgendwie blöd. Außerdem sehen die Spaltmaße irgendwie schief
    aus. also die Dinger provisorisch fixiert und an allen Spalten mit der Lötpistole
    unter Zugabe von Spänen aus Plastikmüll (Polypropylen) verschweißt. Reichlich Material
    auftragen, was zuviel ist wird einfach abgeschliffen und nachpoliert.

    Je eine Dose Haftgrund und Sprühlack später sieht das Ganze besser aus als serienmäßig
    und ist fortan auch für Grobmotoriker wie mich unkaputtbar und intuitiv bedienbar.

    Bei der vorderen Brücke schaut nun bei den Halterungen rechts und links jeweils ein
    kurzer Edelstahlpinnökel heraus, nur so ca. 5 mm. Bei dem hinteren guckt der natürlich
    nach hinten raus, damit man die Brücken wie serienmäßig ganz zusammenschieben kann.

    Geöffnet und gelöst wird der Träger bei mir nun mit einem Bitschraubendreher aus dem
    Wühltisch vom Baumarkt, vorn mit einem der überzähligen Sechskantstifte der vier ge-
    schlachteten Adapter versehen.

    Das wäre dann die Diebstahlsicherung. Wer mir den Gepäckträger klauen will, der muß
    das herausgeschlagene Stück von einem Bitadapter dabei haben und dazu noch einen
    Bitschraubendreher. Auch das nützt ihm nicht viel, weil ich den Gepäckträger nur bei
    Bedarf auf dem Dach habe.

    Wer bis hierhin mitgelesen hat - viel Spaß beim Nachbau. Kein Hexenwerk.