Hallo Leute,
jetzt hat es auch mich erwischt, Fahrwerksfehler – Werkstatt‘, und dabei hatte der Tag so gut angefangen.
Da grad niemand anders da ist werde ich jetzt euch volljammern, die technischen Aspekte des Problems wurden ja in anderen Beiträgen schon zur Genüge behandelt, hier geht es mehr um die Abwicklung, daher das Ganze auch in der Rubrik ‚Reisen'.
Ich war zwischen Austin und Houston unterwegs, jede Menge kleine Strassen, kurvig, hügelig, kein Verkehr, macht wirklich Spass, dort rumzudüsen. Bevor es dann auf den US Highway 290 für die letzten 80km zurück nach Austin geht kann man noch 5km ‚dirt road‘ fahren, also unbefestige Schotterstrasse. Es hat hier schon seit Monaten nicht mehr geregnet, alles staubtrocken, so was lässt man sich natürlich nicht entgehen.
Dann auf dem Highway, das Auto fährt sich komisch, hüpft irgendwie, als ob man über Bodenwellen fährt. Wird immer schlimmer, dann Anzeige (in gelb) „Fahrwerksfehler – Werkstatt“. Na toll.
Rechts ran, mal schauen. Hinten ist die Luftfederung bis zum Anschlag ausgefahren, vorne nicht. Auf Niveauänderungen reagiert sie nur noch bedingt, vorne geht es zwar noch bis zum Ladelevel runter, hinten tut sich aber nix und über den Sportlevel geht es auch vorne nicht nach oben, der Kompressor läuft und die Anzeige blinkt, nach ein paar Minuten kommt dann (in rot) ‚Fahrwerksfehler‘.
Auch ein ‚reset‘ (Motor aus, wieder an, hilft nicht). Fahren geht zwar aber bei mehr als ca. 20km/h hüpft es.
16:15: Anruf bei VW Roadsite Assistance. Die Daten des Fahrzeugs werden aufgenommen, ebenso der Standort. Ledbetter, Texas. Hab es eben mal genau so in Google Maps eingetippt, ich stand etwa 200m westlich des von Google gesetzten Markers.
Habe den Dispatcher noch extra darauf hingewiesen, dass ich einen ‚Flatbed‘ Truck brauche, da der Touareg nicht mit nur einer Achse in der Luft abgeschleppt werden kann. „Ja, kein Problem, alle VW werden immer per Flatbed geborgen. Der Abschleppdienst meldet sich umgehend aber es kann wetterbedingt zu Verzögerungen kommen“. Wetter? Kein Problem, jedenfalls nicht in diesem Teil der USA.
17:15: Kein Anruf, kein Abschleppdienst. Ab und zu in der letzten Stunde hab ich noch mal den Motor angelassen und mit der Luftfederung gespielt und auf spontane Wunderheilung gehofft, leider erfolglos. Erneuter Anruf bei VW Roadside Assistance. „Ja, wir haben ihren Service auf ‚hold‘ gelegt“, die Ortsangabe ist nicht eindeutig“. „excuse me, are you kidding me?“ Ledbetter ist nicht präzise genug, ich muss entweder eine Kreuzung angeben oder eine Kilometermarkierung. „Glauben sie allen ernstes, dass ich hier noch kilometerweit rumrenne und eine Markierung suche? Ledbetter besteht aus 4 Häusern und einer Strasse, auf dieser Strasse stehe ich, ich kann die Strasse 10km in jede Richtung überblicken, wenn ich hier nicht gefunden werde wo denn dann? – und vor allem, warum zum Teufel wurde ich nicht informiert, dass der Service ‚on hold‘ ist?“ Anyway, Navi angeschaltet, die „1291“ trifft ca. 200m östlich auf die US290, das ist dann als Ortsangabe ausreichend, der Abschleppdienst wird beauftragt.
17:25: Abschleppdienst ruft an, ist in ca. 60Minuten vor Ort, kommt aus La Grange (wer kennt den Song von ZZTop?).
17:40: Sonnenuntergang, es wird dunkel und ich stehe auf dem Standstreifen einer relativ stark und schnell befahrenen Strasse, trotz Warnblinkanlage ein etwas komisches Gefühl, aber ich kann noch weiter nach rechts auf den Grünstreifen fahren. Sicher ist sicher.
18:35: Abschleppwagen kommt, es ist mittlerweile stockdunkel. Fahrer springt raus und fragt als erstes, ob der Touareg Front- oder Heckantrieb hat. Weder noch, Allrad, permanent. Do’h. Abschlepper ist kein Flatbed und kann nur eine Achse anheben. Prima, das nützt mir ja grad mal gar nix, kurze Ratlosigkeit, dann fährt der Abschlepper wieder unverrichteter Dinge von dannen und ich rufe wieder bei Roadsite Assistance an.
18:45: Ein paar Entschuldigungen später ist ein neuer Abschlepper beauftragt, der aber wieder zwischen 20 und 50 Minuten brauchen soll. Langsam wird es kalt, ich stehe seit mehr als 2 Stunden hier in der Pampa und es ist so direkt keine Besserung in Sicht. Knapp 10km weiter westlich gibt es Tankstellen, warmen Kaffee und sanitäre Anlagen , die Strasse vor mir hat einen sehr breiten Standstreifen, da kann ich mit Warnblinkanlage langsam lang kriechen, der Abschlepper kann mich ja auch ein paar Kilometer weiter aufsammeln.
19:20: Ich erreiche die Tanke in Giddings, rufe mal wieder bei VW Roadside an und gebe meine neue Position durch. OK, kein Problem
19:40: Abschlepper ruft an, ist schon im Ort und ich lotse ihn auf die Tankstelle.
20:00: Auto ist verladen, es geht in Richtung Austin, zum nächstgelegenen VW Händler, der aber nicht mein bevorzugter Händler ist. Vor ein paar Stunden hatte ich mit denen schon telefonisch einen Termin ausgemacht, ich kann das Auto vor dem Tor stehen lassen und den Schlüssel in den Briefkasten werfen.
21:20: wir sind beim Händler, Auto wird abgeladen, Unterschrift für den Abschlepper, VW zahlt den Trip. Die Gegend hier ist wenig vertrauenerweckend, ich will eigentlich nicht mein Auto hier vor dem Tor gan alleine lassen, auch habe ich keine Lust, $50 für das Taxi nach Hause auszugeben und dann nächste Woche wieder irgendwie wieder herzukommen um den Touareg abzuholen. Es sind knapp 20km nach Hause, quer durch die Stadt, alles prima beleuchtet und schnell fahren kann man ja eh nicht, also was solls, fahre ich heim.
21:50: Auto steht in der Garage, immer noch hinten voll aufgepumpt, sieht lustig aus.
Heute werde ich mal den Fehlerspeicher auslesen, mal schauen, vielleicht lässt sich ja was ‚resetten‘, ansonsten habe ich für nächsten Mittwoch einen Termin bei ‚meinem‘ VW Händler gemacht, 20km weiter im Norden, da kann ich wohl problemlos noch selber hinfahren. Zum Glück bin ich nicht auf das Auto angewiesen – und zum Glück hat mein Touareg 4 Jahre Garantie, was immer auch passiert, ich muss es nicht zahlen.
Beileidsbekundungen und aufmunternde Worte sind willkommen
Gruß
Frank